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Kurze Vorstellung

Ein Haus in Berlin

Ich bin sehr oft an diesem Haus vorbeigefahren, als ich noch im Prenzlauer Berg wohnte und in die Mitte Berlins zur Arbeit fuhr. Mit der Tram oder mit dem Auto. Oder mit dem Fahrrad. Und fast jedes Mal dachte ich, man müsse aus diesem Haus etwas Außergewöhnliches machen. Und dann ist es passiert – 12 Jahre später. Nein, ich meine nicht den Club, der in diesem Haus entstanden ist, sondern das Buch, das darüber geschrieben wurde. Torstraße 1 ist ein Buch für alle, die an die Verbindungen zwischen Menschen glauben –  diese Fäden, die nie ganz abreißen. Und an magische Orte, die stumm bleiben. Aber jemanden finden, der ihre Geschichte erzählt. Und Geschichten zu diesen Orten erfindet. Ich habe die Lektüre diese Buches von Sybil Volks sehr genossen und wünsche ihm sehr viele Leserinnen & Leser. Nicht nur in Berlin.

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Grenzüberschreitungen

Das Trugbild – so lautet der Titel des neuen Romans von Kiel Westö, wie immer hervorragend von Paul Berf übersetzt.
Ein Kriminalroman? Auch. Eine Liebesgeschichte? Vielleicht. Ein historischer Roman? In gewisser Weise. Vor allem ist dieses Buch eines: Eine großartige Studie der einzelnen Protagonisten und deren Vorstellungskraft oder -schwäche. Als Leserin wurde ich hineingezogen in diese Gesellschaft in Finnland, die ein Ausbrechen des 2. Weltkrieges erst ahnen und dann immer deutlicher zum Vorschein kommen lässt – stets mit kunstvollen Rückgriffen auf Historisches, auf Entwicklungszusammenhänge. So mischt sich Fiktion mit Realität und reale Personen erscheinen wie Fantasiegestalten, die plötzlich wie aus dem Nichts vom Meer heranrudern. Grenzen von Beziehungen und Staaten werden ausgelotet, in Frage gestellt oder neu angelegt. Besonders faszinierend erscheint in diesem Zusammenhang die Beziehung zwischen Anwalt Thune und seiner Kontoristin, Frau Wiik. Ihr Zusammenwirken und ihr Schweigen aus unterschiedlichen Gründen war zu Recht ein zentrales Thema bei der Lesung in den Nordischen Botschaften in Berlin, die ich besuchte, ohne das Buch gelesen zu haben und die nun, nach der Lektüre, eine neue Dimension bekommen hat.

Mehr möchte ich nicht schreiben, ich erkannte den ‚whodunnit‘ recht schnell, was mich freute, denn Kjell Westö hatte seine Spuren meisterhaft verwischt. Unbedingt lesen!

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Bücher verbinden

Ich freue mich immer, wenn ich ein Buch geschenkt bekomme. Weil ich sehen kann, dass sich die oder der Schenkende Gedanken zu meinen Lesewünschen gemacht hat. Und ich mich beim Lesen ganz besonders mit der Person verbunden fühle, von der das Buch seinen Weg zu mir gefunden hat. So auch beim Traumsammler von Khaled Hosseini (nach The Kite Runner das zweite Buch, das ich von ihm lese) – in der deutschen Übersetzung aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens.
Eine verschlungene Geschichte mit vielen Figuren und Schauplätzen, die doch immer wieder zu dem einen Ort zurückkehren, wenn auch oft nur in Gedanken: Shadbagh, einem fiktiven Dorf in dem sehr realen Afghanistan. Die  Menschen aus diesem Ort sind auf nahezu magische Weise miteinander verbunden, verlieren sich und als Leserin hatte ich nur den einen Wunsch – dass sie sich nicht nur in Gedanken erneut finden. Und ich darf mir diese Hoffnung machen, denn das ist ein Buch, in dem ein Mann aus Griechenland auf Reisen in Chile 4 Stunden zurückläuft, um ein ganz besonderes, von ihm versehentlich zurückgelassenes Foto wiederzufinden. Und eine Frau aus Paris nach Afghanistan fährt, um sich dort der Wahrheit ihrer Herkunft zu stellen.
Wenn dann nach intensiver Samstagslektüre am Nachmittag die Freundin anruft, die mir dieses Buch geschenkt hat, weil sie mit mir plaudern wollte, dann spüre ich die Magie dieses Buches sehr deutlich. Und glaube sehr fest an die Freundschaft (danke für das Geschenk, querida mía!).

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A new life?

Asylum and Exile – The hidden voices of London by Bidisha is a collection of stories – real-life stories. They remind us what it means to migrate, to search for a new (better?) life, to look for work, love, attachment – a home. As the reader, I do not get the comfort zone of fiction – these are people with real woes, sorrows and some happy encounters. Manny, Elodie, Marie, Glorianna and all the others do not have much in common, but in the public perception, they are often viewed as one anonymous group of refugees. For me, it is the greatest achievement of this book to lift these people from this anonymity and introduce them to us, the readers. They arrive from different places and backgrounds and – although in the same country now – do not want the same things from life. One thing they DO have in common, though, is the desire for physical safety and no violence. They’ve given up a lot and face a lot of unknown quantities. Frequently highly educated and equipped with at least one university degrees, they have to start from scratch. Their documented new beginnings show a glimpse of hope. Thank you, Bidisha, for unlocking „….the lost people in the city.“ The city that is London. And thank you to Seagull Books for this honest account of what it means to live in a new and often hostile place.

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Umwege

Ich hatte dieses Buch schon lange im Auge. Und wusste nicht, in welcher Sprache ich es lesen wollte. Die Entscheidung fiel für die englische Übersetzung und ich ließ mir das Buch aus London mitbringe. Erst beim Aufschlagen sah ich, dass es sich um eine Übersetzung von Anthea Bell handelte (die gerade von der Deutschen Botschaft in London für Ihr Übersetzungswerk ausgezeichnet wurde) und war beglückt darüber. Schon der Titel ist eine Schönheit und hat die Übersetzung wunderbar überstanden, denn ich sehe bei In Times of Fading Light das abnehmende Licht durchschimmern – und ein Schimmer ist schön bei einer Übersetzung.
Den Umweg über die englische Sprache nehme ich selten bei deutschsprachiger Literatur. Aber hier war es eine bewusste Entscheidung, denn ich wollte dieses Buch nach der Lektüre an mir nahestehende englischsprachige Menschen verleihen und mit ihnen über diese deutsche Familiengeschichte sprechen, die von Zeit zu Zeit und von einem Ort zum anderen springt, so dass ich manchmal beim Lesen aufpassen musste, dass sie mich noch mitnahm, diese Geschichte.
Das Nichtdazugehören und doch Teil von etwas sein Wollen ist ein großes Thema von Alexander, einem der jüngeren Protagonisten der Geschichte. Er trägt die Verlorenheit seiner Eltern mit sich herum und reist damit nach Mexiko – seine Krankheit scheint ihn zu dieser Art Flucht zu bewegen. Die Flucht ist gleichzeitig eine Spurensuche, ein Versuch, die Großmutter besser zu verstehen, die nie im Deutschland der Nachkriegsjahre angekommen zu sein scheint und Mexiko im Herzen trägt. Auch ihre Schwiegertochter (und Alexanders Mutter) Irina kommt nicht an – und beide Frauen versuchen, sich auf unterschiedliche Weise Orte zu schaffen, die sich nach einem Zuhause anfühlen. Irina reißt dazu Wände ein und Charlotte wählt einen Wintergarten als Zufluchtsort. Dort gedeihen Pflanzen, die eigentlich ein warmes Klima benötigen – was sicherlich auch auf Charlotte zutrifft. Zuletzt muss sie dann mit ansehen, wie ihr zerstörerischer Mann ihr auch diesen Ort zunichte macht.
Am Ende des Romans wünschte ich mir ein bisschen weniger Verlorenheit. Aber diesen Gefallen taten mir Eugen Ruge und mit ihm seine Übersetzerin Anthea Bell nicht. Und ich denke mit etwas Abstand, dass ein Abschied vom Rauschen des Pazifiks zu diesem Buch genau passt. Es ist ein Gesprächsanlass über die deutsch-deutsche Vergangenheit, über Familiengeschichten, die in der (jetzt ehemaligen) DDR geschrieben wurden – und ein Anlass für mich, an meine Zeit an der University of Reading zu denken, als ich mich dort 1986/1987 mit der ‚Literature of the GDR‘ beschäftigte.

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Read. This. Book.

I just finished reading Atul Gawande’s Being Mortal. It’s an unusual candidate for an unputdownable book. The medical details are sometimes not just a little unpalatable, yet they firmly belong into the wider story that is life. In the beginning I thought: „Ah well, he’s coming up with the same answers how to change things – idealising large family units, etc.“ How wrong I was. Atul Gawande masterfully reveals his own ambiguities as a doctor and ultimately, as a son who is confronted with the painful loss of his father. His inquisitive mind guides his explorations and he continuously stops in his tracks to check what he’s doing in his work. My own experience is that it must be very hard as a medical professional to flip the switch from being a life saver to somebody who has to admit that human power has its limits. Not to be afraid to confront this conflict is one of the great achievements of this book. And the ending, which made me roll my eyes once more – just to be proven wrong again. Now I would like to know what others think about this book ….

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Christmas books

I wanted to read so many books over the Christmas season – but then one kept me busy for quite a long time, so I ended up reading two. Siri Hustvedt’s The Blazing World needed time and reflection. It’s a brave book, because it imagines the unimaginable – a woman that is not successful simply because she is that – a woman.
So she takes on the (art) world with her metamorphoses. The book has many layers of family life, New York and its art scene, love and spiritualism, attachment and loss and one woman’s rage – culminating in a sad and wonderful ending that leaves a glimpse of hope in a world of misogyny that comes in many disguises.

Brave women seemed to have been a theme for me – next on the list was Kate Adie. Her approach to journalism fascinated me from page 1. She kind of „fell“ into the job and became a truly professional reporter, always challenging the way she told a story. Emotions needed to be kept at bay in the news, yet were omnipresent. Kate Adie’s take on this is very moving, especially when she writes about Tiananmen square or a funeral in Armenia. The autobiography’s title The Kindness of Strangers  is something she encountered in the form of a rose or meals shared or toilet facilities pointed out to her in difficult circumstances. A successful woman in frequently very male environments who has found her very unique way of telling the truth. I thoroughly enjoyed reading her story and getting her take on recent historical events.

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Tour de force

Language. There’s so much that a writer can do with it. Eimear McBride took it apart – just like the girl, her protagonist, is taken apart. By men. By her mother. By all those things that happen to her beloved brother. Never to be whole again. The sentences that were complete came almost as a relief when I was reading … and those that were incomplete made sense most of the time. This book is a linguistic revelation-revolution. Emotions lay bare. A Girl is a Half-formed Thing is not an easy read – and I already admire the translator who takes on this debut novel!

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Translation Theory

Dear colleagues – read Translation in the Digital Age by Michael Cronin!

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Hair and Identity

Americanah by Chimananda Ngozi Adichie is the story of Ifemelu and Obinze. Both see the United States as a place where they can achieve more than in their native country Nigeria. Ifemelu lives there – Obinze doesn’t. And it is through Ifemelu’s eyes that I as the reader explored her encounters with love, loss and prejudice. Race was not an issue in Nigeria, but in the USA, Ifemelu learns what it feels like to be judged because of the colour of her skin, her way of speaking the English language and because of – her hair! Whether she straightens it or not is a question of belonging. For me, one of the best parts of the book are set in a braiding salon, where Ifemelu reflects on her surroundings and her decision to return to Nigeria – burning all bridges in the USA, it seems, although she’s a successful blogger and academic. Thankfully, her move is not the end of her blog – the contents simply change after a short work interlude at a publishing house in Lagos. Again, her writing helps her to make sense of the world, of her love for Obinze, who seems to be close and still out of her reach. Obinze, who didn’t quite get to the land of his dreams and ended up in the UK instead – to live a nightmare rather than a nice, sunny promise. Their two lives are intertwined and touch on the lives of many others – and the writer, who holds all threads of their stories in her hand – weaves them into a complex tapestry. I learnt a few things about Nigeria and continue to admire Ifemelu’s integrity.

Translated from English into German by Anette Grube.

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